Der Charme der Ruinen
Ein bisschen erinnern die Bilder von Damian Stamer an die Neue Leipziger Schule. Kein Zufall: Der Amerikaner orientiert sich bewusst am realistisch-surrealistischen europäischen Stil.
Seine Gemälde haben etwas von Plakatwänden, bei denen die oberste Schicht des neuesten Posters an einzelnen Stellen abgeschält wurde, um die darunter befindlichen Lagen an alten Plakaten und Geschichten freizulegen.
Der 1982 geborene Damian Stamer versucht in seinen Arbeiten Abstraktion, Realismus und Naturalismus zu vereinen. Die traditionelle Landschaftsmalerei, die anhand von Fotos von seiner Heimat North Carolina den Ausgangspunkt bei seinen Arbeiten bildet, sei für einen jungen Maler recht uncool, gesteht Stamer. "Für mich handelt es sich bei diesen Landschaften um Orte aus der Vergangenheit, in denen ich als Kind mit meinem Zwillingsbruder auf Entdeckungsreise war. Jedes meiner Bilder scheint nach etwas aus dieser Zeit zu suchen."
Bei seiner Ausstellung 2013 bei Freight + Volume in New York fanden die Elemente so gut wie nie zuvor zusammen, meint Stamer: "Es geht mir um die visuelle Repräsentation von Erinnerungen an Orte, die nie wirklich da sind und die man niemals richtig festhalten kann." Bedeutend für seine spätere Arbeit war ein Jahr als Austauschschüler, das den Künstler mit 19 Jahren nach Levern bei Bielefeld führte. 2005 kehrte er nach Deutschland zurück, um für ein Jahr an der Akademie in Stuttgart zu studieren. Er brachte das technische Rüstzeug mit, das er in der Universität in Arizona bekommen hatte, und genoss den künstlerischen Freiraum, den man ihm in Stuttgart gab. Damals entdeckte Stamer vor allem Neo Rauch und den belgischen Maler Michaël Borremans für sich. Seine Verbindung zu deutschen Künstlerfreunden führte zu seiner ersten Ausstellung in Berlin, die im März bei Michael Schultz eröffnete.
Die weggewaschenen Scheunen auf seinen Bildern, die ländlichen Ruinen, die von harschen Pinselstrichen attackiert wurden oder die geometrischen Elemente und Farbflächen, die sich in die Landschaften schieben und alles in Unordnung bringen, malt Stamer in seinen Ateliers in Brooklyn und North Carolina. Er schätzt den Wechsel zwischen dem schnellen, aggressiven New York und dem entschleunigten Landleben, denn die so unterschiedlichen Impulse finden sich auch in seinen Bildern wieder. Es sei wie mit seinem Zwillingsbruder, der als Investmentbanker einen ganz anderen Weg eingeschlagen hat, aber mit dem er nach wie vor eng verbunden ist. "Ich versuche zwei sehr unterschiedliche Dinge zusammenzubringen, die auf eigenartige Weise immer noch zusammengehören", sagt der Künstler. "Der Ort, an dem sie zusammenfinden, ist friedlich und steht dennoch unter Spannung." // Claudia Bodin